Mittwoch, 8. Februar 2012
Panikstörung und Medikamente
Ich habe lange überlegt ob ich hier darüber schreiben soll. Aber ich finde, dass dies ein Thema ist dass nicht tot geschwiegen werden sollte. Man sollte offen darüber reden können um vor allem auch Menschen, die immer noch glauben sie seien damit alleine, anzusprechen und ihnen Mut zu machen.
Jeder Mensch hat Angst. Das ist auch wichtig und normal. In einer Gefahrensituation können wir somit unser Leben retten da wir uns wehren oder die Flucht ergreifen. Was aber wenn das Maß an Angst überhand nimmt und nicht mehr in den Normbereich fällt. Was passiert wenn wir ohne erkennbaren Grund in Panik verfallen. Viele Menschen leiden an der sogenannten Panikstörung, einer Angsterkrankung die heftige Panikattacken zur Folge hat. Diese Attacken dauern parallel zum Adrenalinabbau 10-30 Minuten und wirken auf den Betroffenen lebensbedrohlich. Die Krankheit ist auch von langanhaltenden Unruhe, Spannungs- und Erregungszuständen geprägt. Was dazu führt dass Betroffene schlecht und wenig schlafen, kaum in der Lage sind unter Leute zu gehen und in Depressionsphasen verfallen. Die Angst ist übergroß und hat das Denken der Kranken im Griff. Viele werden hypochondrisch und nehmen ihren Körper zu genau war. Was daraus resultieren ist ein weiterer Panikschub, Panikanfall oder eine längere Angstphase.
Ich selbst hatte schon im Kindesalter vor vielen Dingen übertriebene Angst. Vor gut 2 Jahren entwickelte sich daraus eine Panikstörung. Jeden Tag mit der Angst aufzuwachen und einzuschlafen nagt an den Nerven. Auch wenn heftige Panikanfälle selten sind - sie kommen immer unerwartet. In Momenten wie diesen glaube ich immer an meinen sicheren Tod. Es geht eine Welle durch meinen Körper, die Venen brennen, ich seh schlecht, alles wird unwirklich, mein Herz beginnt zu rasen, es schmerzt, das atmen fällt mir schwer, ich glaube in Ohnmacht zu fallen und viele weitere Dinge gehen in mir vor, die ich nicht in Worte fassen kann. Während solchen Attacken ist es ganz wichtig sich klar zu machen dass man NICHT umfallen wird, weder sterben. Denn der Körper ist in heller Auffuhr und da wird er als letztes in Ohnmacht fallen. Ohmacht kommt viel häufiger von Schwäche, einem niedrigen Puls und Blutdruck - doch in diesen Minuten der Angst haben wir ganz und gar keinen niedrigen Puls. Selten hyperventilieren Betroffene, dann kann es sein dass man kurz ihn Ohnmacht fällt. Klar, ist es schwer sich in Panik klar zu machen dass nichts geschehen wird, ich schaffe es heute auch noch nicht wirklich - aber man muss an sich arbeiten. Somit ist es auch nicht verkehrt sich Hilfe zu holen. Ich selbst mache wieder eine Therapie und rate dies jedem, bei dem die Angst so einschränkend ist dass fast nichts mehr geht.
Ich werde meinen 1. Panikanfall nie vergessen, er hielt mich einen ganzen Tag auf Trab und ich hatte nur noch Angst, Angst, Angst. Bei einem Arzt bekam ich dann Travor, ein Benzodiazepin - welches auf keinen Fall als Dauermedikament geeignet ist da es wie alle Benzos süchtig macht. Mein zweiter heftiger Anfall war auf dem Roller unterwegs, ich schrie ein Mädchen an und sagte ihr ich bekäme einen Herzinfarkt. Es wurde ein Krankenwagen alamiert. Viele Menschen verstehen nicht wie extrem die Angst in diesen Minuten ist, sie können es einfach nicht nach vollziehen, sagen man soll sich doch wieder einkriegen, andere die diese Krankheit gar nicht kennen denken natürlich dass ich gerade tatsächlich um mein Leben kämpfe. Denn ich wirke extrem aufgeregt und habe eine weinerliche zittrige Stimme. Ich habe einfach Todesangst!
Das Thema Medikamente habe ich ja oben kurz angesprochen. Jedoch nur die "Knaller"-Medikamente. Benzodiazepine sind nicht zur Langzeitbehandlung gedacht- jeder Arzt der leichtfertig einen Patienten damit versorgt hat seinen Beruf eindeutig verfehlt. Ich habe Erfahrungen mit diversen Benzos. Valium (Diazepam), Tafil (Alprazolam), Temesta & Travor (Lorazepam) und aktuell mit Bromazepam! Ich nehme diese Hammer aber nur in absoluten Notsituationen oder wenn ich mal wieder Nächte lang kaum schlafen konnte und extrem unruhig bin. Die Wirkung ballert mich nicht weg oder so, sie beruhigt mich, löst die Angst und lässt mich angenehm einschlafen. Man sollte aber nie vergessen wie gefährlich Benzos sind und auch noch eine Abhängigkeit kann keiner von uns Angstpatienten so wirklich gebrauchen, nicht wahr? Eine bessere Alternative ist da die Behandlung mit Antidepressiva. Die neusten Medikamente beschreiben im Andwendungsgebiet eben sogar auch Angststörungen. Diese Medikamente sollen sehr gut dafür geeignet sein die Angst zu lösen. Es handelt sich um eine Dauermedikation. Die volle Wirkung setzt nach 2-3 Wochen ein. Es gibt viele Präperate. Ich habe Erfahrung mit Cipralex gemacht über 8 Monate. Sie haben geholfen aber ich nahm zu. Leider haben viele diese Antidepressiva die Nebenwirkung einer Gewichtszunahme. Doch es gibt auch Ausnahmen. Mein aktuelles Medikament, dass ich seit 11 Tagen nehme nennt sich ,,Venlafaxin" und viele Menschen nehmen davon sogar ab. Ich hatte Anfangs heftige Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit, Schlaflosigkeit etc - jedoch halfen sie mir schon nach 3 Tagen. Meine Unruhezustände tagsüber nahmen deutlich ab. Zwar hab ich noch Angstschübe aber ich lerne in der Therapie damit umzugehen. Meine Dosis wurde nun etwas gesteigert, weg von der Einstiegsdosis, damit ich eine lückenlose Wirkung erhalten kann. Ich werde Venlafaxin sicher noch lange nehmen - doch das ist okay, es hilft mir mein Leben wieder in den Griff zu bekommen - nebenbei ist eine Therapie natürlich wichtig. Sonst hat man nichts erreicht wenn man das Medikamt irgendwann wieder ausschleicht. Ich bin dankbar dass es diese Mittel und Wege gibt, denn ein Leben mit ständiger Angst ist kaum lebenswert.
Ich könnte ewig über dieses Thema weiter schreiben, es ist so vielschichtig und es gibt wirklich viel dazu zu sagen. Aber an dieser Stelle mache ich einen Cut, es wird einfach zu lange. Ich denke das wichtigste ist gesagt und ich hoffe ich konnte Betroffene damit ansprechen und ihnen Mut machen - oder zumindest das Gefühl geben dass sie NICHT alleine sind. Des Weiteren war mir so ein Text wichtig, damit Angehörige vielleicht ein bisschen besser verstehen können. Ich wünsch allen Betroffenen alles Liebe und wir kommen da wieder raus! :) Ganz sicher!
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